Dienstag, 6. März 2012

3 MEHR ODER WENIGER BRAUCHBARE TIPPS GEGEN SEHNSUCHT

Zu Beginn dieses Eintrags muss ich leider gestehen, dass das folgende zu behandelnde Thema absolut nicht neu ist in der Geschichte des Schreibens, sondern vielleicht sogar das Älteste überhaupt, wenn man mal von frühesten Schreibversuchen absieht, die noch eher dem Zwecke der Memorisierung und Nachrichtenübermittlung im praktischeren Sinne gedient haben (Hieroglyphen, Einkaufszettel, Kriegserklärungen usw). Es ist dies das Thema Liebe im Allgemeinen und im Besonderen das Unterkapitel "Sehnen nach einer geliebten Person".  Zugegebenermassen kein originelles Thema und beim darüber Schreiben muss man sich mit keinem Geringeren als beispielsweise Goethe messen. Tatsächlich fällt mir in diesem Moment gerade nur Goethe's "Die Leiden des jungen Werther" ein, aber ich bin mir sicher, es gäbe auch noch andere Klassiker, die das Thema erwähnen. (Wobei es hier interessant wäre abzukären, bei wie vielen Leuten die Schlagwörter "Schreiben" und "Liebe" die Assoziation "Goethe" hervorrufen. Ich würde wetten bei verdammt vielen. Vielleicht im ähnlichen Prozentbereich wie "Werkzeug" - "Hammer", "Farbe" - "rot" und "Instrument" - "Gitarre"). Wie dem auch sei. Es soll hier also auf die Gefahr hin ganz und gar unoriginell zu sein doch kurz auf das Thema "Sehnsucht" eingegangen werden. Vielleicht darf wenigstens behauptet werden, dass das Thema "sich nach einer Person sehnen, die nicht unerreichbar ist" im Sinne von "seinen Partner vermissen, dessen Liebe man versichert ist" nicht ganz so oft in der Literatur behandelt wird, wie die unerfüllte Liebe. Denn unerfüllte Liebe verkauft sich einfach besser. Wobei das wiederum heissen würde, dass dieser Eintrag doppelt langweilig ist. Verdammt.

Schreiten wir deshalb ohne längere Umschweife zu den im Titel versprochenen Tipps, wie man seinen Partner auf Reisen weniger vermisst.

1. Ein relativ simpler Rat, der sich auf Reisen ins Ausland gut umsetzen lässt, ist der folgende:
Vermeide tunlichst die Sprache, die du mit dem Partner gemein hast oder andersherum: spreche wenn immer möglich in einer Fremdsprache (das kommt meistens ganz zwangsläufig und bei Deutschschweizern auch schon relativ schnell nach Verlassen des Heimes, als Basler sogar schon bevor man den Flughafen erreicht hat). Solange man nämlich die eigene Sprache vermeidet, werden auch viele durch die Sprache heraufbeschworene Erinnerungen vermieden und die Absenz des Partners fällt weniger auf. Sogar das Thema Liebe kann in fremden Sprachwelten relativ sicher abgehandelt werden, solange man seinen Partner nicht "honey" oder "mon chérie" nennt sondern "Schätzi" oder "Schnufi", was man im Ausland doch eher selten hört. (Und wir gehen hier davon aus: Was man nicht hört, kann man nicht vermissen.) Natürlich muss dieser Rat mit allergrösster Disziplin befolgt werden, denn beim ersten Selbstgespräch, dem  liebevollen Einreden auf einen Hund oder wenn man morgens am Time Square fast von einem Auto überfahren wird, holt einen die Muttersprache wieder ein und damit auch die Erinnerung an den geliebten Partner und dann umso härter. Vom Telefonieren mit demselbigen Subjekt mal ganz abgesehen.

2. Eine grosse Hilfe sind auch Drogen, vor allem solche, die man nie mit dem Partner gemeinsam ausprobiert hat. (Ansonsten könnte einem der Flash natürlich umso mehr an die geliebte Person erinnern.) Drogen helfen den Alltag und damit auch die Sehnsucht zu vergessen oder sie lassen einem die Sehnsucht in Formen und Farben sehen, was ablenkt. Und hat man erstmal eine Drogen-Sucht entwickelt, (see what I did there?) vermisst man die Substanz bald mindestens genauso heftig wie den geliebten Schatz, mit dem Unterschied, dass man das Verlangen nach der Droge sofort stillen kann.
Zugegebenermassen birgt dieser Rat eine nicht unerhebliche Gefahr für die Gesundheit. Für alle, denen er deshalb zu gefährlich ist oder die noch im Wachstum sind, empfielt sich deshalb als Ersatz für die Droge ein Hobby. Hobbies lenken fast genauso gut wie Drogen von der lähmenden Tatsache ab, dass der Liebling nicht da ist. Wie wärs zum Beispiel mit dem Lernen einer Fremdsprache? Damit wären Tipp eins und zwei sogar kombiniert.
(Ausgehend von der Annahme, dass beide diese Tipps bestens gegen Sehnsucht helfen, stellt sich die Frage, ob Sprachaufenthalter in dem Falle ihre Partner gar nie vermissen? Trennen sich deshalb auffällig viele junge Frauen, die in Südamerika ihr Spanisch verbessern wollen, über facebook von ihren Schweizer Freunden? Weil sie dank praktischer - völlig unintendierter - Umstände den daheimgebliebenen Schatzi gar nie vermissen und deshalb töricht, wie junge Frauen, die durch Südamerika reisen, sind, davon ausgehen, dass sie ihren Freund nicht mehr lieben? Hier sind weitere Forschungen notwendig.)

3. Falls Punkt eins und zwei aus irgendeinem Grund versagen und man genug hat vom in-die-skype-Kamera-Heulen, während man verzweifelt versucht sich gegenseitig in die Augen zu sehen, empfielt es sich, den Labtop um hundertachtzig Grad zu drehen (wo naturgemäss der Fernseher steht) und mit dem Freund/ der Freundin einen Film zu sehen. Ja, ihr habt mich richtig verstanden. Einer von beiden dreht seinen Labtop so, dass die Kamera den Fernseher einfängt und nicht mehr sein/ihr dümmliches Gesicht und schon kann man zusammen einen Film schauen und sich ganz nah beieinander fühlen. Jetzt nämlich erlebt man endlich wiedermal was zusammen. Das verbindet. (Es wird jeder zugeben, dass sich die Dialoge darüber, was man an entfernten Orten den ganzen Tag so gemacht hat, schnell erschöpfen, das Verlangen dem Partner nahe zu sein aber nicht). Voila, das ist die Lösung. Daraus lässt sich auch leicht ein Ritual entwickeln, nimmt man als gemeinsame Sendung eine, die sich in regelmässigen Abständen wiederholt wie der Tatort zum Beispiel. Der kommt so regelmässig, wie er Gesprächspotential birgt und schon sind alle glücklich beim gemeinsamen Erörtern von Fragen wie: "Ist diesmal zum ersten Mal der Ausländer der Mörder?" "Ist der Showdown heute in einem verlassenen Kiesbergwerk oder doch eher auf einem halbverfallenen Fabrikgelände?" "Warum verdammt haben die das Schweizerdeutsch nachsynchronisiert??".

Mir ist nun auch klar, wieso ich im Gegensatz zu Goethe nicht ganz so herzerweichend schön schreiben kann. Immerhin habe ich im Gegensatz zu Johann Wolfgang eine Vielzahl von technischen Geräten zur Hand, die mich meinen Partner weniger vermissen lassen. Ach, wie habe ich es doch gut.

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