Sonntag, 10. November 2013

HÖRT AUF ZU JAMMERN, IHR BALDDREISSIGER (und füllt die Abstimmungsunterlagen aus)

Neuerdings schreiben ja alle über meine Generation. Und mit alle meine ich die JournalistInnen, die meiner Generation angehören und über sich selbst jammern und die JournalistInnen, die älter sind als wir und sich über uns aufregen. Nicht unbedingt weil wir jammern, aber weil wir gerne alles hätten. Wirklich alles. Und weil wir es einfordern und grossmaulig sind.

Ja, ich bin tatsächlich grossmaulig und ich möchte viel. Ich lasse mir wenig bieten und ich habe das Gefühl etwas Besonderes zu sein. Denn das ist genau das, was mir meine Eltern und Lehrer die ganzen 90er-Jahre hindurch eingetrichtert haben. Und es ist hart, wenn man herausfindet, dass man eben NICHT alles haben kann. Und auch nicht spezieller ist, als alle anderen, die von sich denken speziell zu sein. Deshalb müssen wir jammern. Vielleicht sind wir die erste Generation, die dies so hart erfahren muss. (Und so laut jammert.) Vielleicht ging es aber auch allen Generationen vor uns schon so. 

Wir leben in einer schwierigen Zeit. Sicher. Alle wunderschönen Finanzblasen sind geplatzt. Der Kapitalismus ist ernsthaft in Gefahr und damit auch der Glaube daran, dass jeder etwas erreichen kann, wenn er nur hart arbeitet. Dieses Mantra hat uns seit den 80er-Jahren durch unser Leben getragen und wird in den USA noch immer mit vehementer Heftigkeit in die Welt hinausgeschrien. Dummerweise jedoch nur noch von hardliner-Republikanern und der Tea-Party. Also kann an der Aussage etwas nicht stimmen. Denn gesunder Menschenverstand ist leider nicht, was diese politischen Parteien auszeichnet. 

Und ja, etwas an der Aussage stimmt tatsächlich nicht. Denn Kapitalismus war nie die Wirtschaftsordnung, die jedem, der hart arbeitet, eine Karriere ermöglicht. Kapitalismus ist eine Gesellschaftsordnung, die nach dem Prinzip "Wer hat, dem wird gegeben" funktioniert und schon damals in den 80ern, als sie noch gut zu funktionieren schien, gab es Verlierer. Sie waren bloss nicht so  laut, wie sie es heute sind. 

Wir können nicht alles haben. Nein. Viele Leute arbeiten verdammt hart und kommen dennoch auf keinen grünen Zweig. Und es kann nicht jeder Rockstar werden. Dummerweise. (Wäre aber eine tolle Welt ;-) Es muss Leute geben, die unsere Toiletten putzen und solche, die Tag ein Tag aus Waren über Scanner schieben und uns nach der Cumuluskarte fragen. Im Neonlicht. Jeden Tag. 

Solche Leute verdienen unseren Respekt verdammt. Denn WIR wollen es ja nicht machen. Dazu noch zu einem Lohn, der es einem verwehrt, grosse Sprünge zu machen. Da bleibt kein Rappen für eine dreimonatige Weltreise oder eine grosse, helle Wohnung mitten im angesagten Stadtteil. Das ist enttäuschend. Es hat aber nichts mit Neid zu tun, wenn solche Leute deshalb die 1:12-Initiative unterschrieben. Bloss mit Fairness. Denn auch wenn einE TopmanagerIn länger arbeitet, mehr Geld für die Ausbildung hinblättern musste und ein enorm viel höheres Risiko hat, an einem Herzinfarkt zu sterben, immerhin hat er oder sie auch einen entschiedenen Vorteil: Abwechslung. Braucht es dann noch so viele Millionen obendrauf? Wahrscheinlich bloss, um zu beweisen, dass das System funktioniert. Dass der Kapitalismus funktioniert. "Ich habe verdammt hart gearbeitet, also kriege ich jetzt auch, was mir zusteht". So ein Bullshit. Jedem auf dieser Welt steht gleich viel zu. 

Und damit komme ich zurück auf meine Generation. Wir, die so irgendwo um die dreissig rumdümpeln, sind genug alt, um die Fehler im System zu sehen, aber auch jung genug, dass wir noch nicht resigniert haben. Wir haben die Energie. Wir wollen etwas verändern. Immerhin haben uns damals in den 90ern alle gesagt, dass wir das Schicksal in den eigenen Händen hätten. Nun denn, hier besteht ein echtes Problem in unserer Gesellschaftsordnung. Ran an die Säcke! (...) 

Tja, ganz so einfach ist es natürlich nicht. Und damit beginnt das Hadern. Wie verändere ich denn nun wirklich etwas? Kann ich das? Kann ich nicht einfach noch drei Bier trinken? Ich sage JA. Trinkt noch drei Bier. yolo und so. Aber mit dem Kater am nächsten Tag wird die Aufgabe, die Welt zu verändern, nicht einfacher. Und dieses ganze Gejammer geht mir mittlerweile ziemlich auf die Eier. 

Was wäre denn, wenn unsere Eltern und Lehrer gar nicht Unrecht hatten, als sie sagten, wir seien etwas Besonderes? Was wenn wir tatsächlich alles erreichen können? Einfach nicht auf dem Weg, den wir im Moment gehen? Der Kapitalismus geht zugrunde. Das glaube ich wirklich und das hoffe ich auch. Aber danach kommt etwas anderes. Und das Gute an unserer Generation ist, dass wir aufgrund des schwächelnden Kapitalismus eben nicht mehr so gebunden sind, wie es die Generationen vor uns waren. Wir haben zum Beispiel kein Eigenheim, das uns an irgendein Kaff kettet. Wir haben (noch) keine 5 Kinder, deren Mäuler gestopft werden müssen. Wir haben dafür aber wahnsinnig spannende Ausbildungen und sprechen mehrere Sprachen. Wir können gut analysieren. Wir sind vernetzt. Wenn wir nun also damit aufhören uns ständig selbst zu analysieren und unsere skills für etwas Grösseres einsetzen, unsere Unabhängigkeit zu einer Stärke machen und wirklich lernen quer zu denken. Ich meine WIRKLICH QUER. Althergebrachtes nicht nur in Frage stellen, sondern es tatsächlich anders (vor)leben. Dann habe ich doch noch Hoffnung für uns. 

Macht euch heute Abend also mal kein drittes Bier auf, sondern Gedanken darüber, was nach dem Kapitalismus kommen könnte. Und wie man das Leben einer Kassiererin verschönern könnte. Oder wie dankbar man dem Reinigungspersonal sein sollte. Und füllt die Abstimmungsunterlagen aus. Und hört nicht auf, am Montag euren ChefInnen ein bisschen zu denken zu geben, weil ihr grossmaulig seid und so viel wollt. Das ist schon richtig so. 

Sonntag, 27. Oktober 2013

ABDICATION

See me walking home
With all my belongings 
packed to my bike
Walking with my head high
Like a queen returning to her throne

See me smiling at everyone
Who watches the procession
So stubborn a girl 
With a lot of passion
Who for a while was gone

See me breathing heavy
Almost breaking down
But still walking steady
Through my beloved town
Never prone to frown

Gracefully walking home
Like a queen returning to her throne

It is not that I would surrender
I'm coming back with my head high
With a judgment to render
And the hope for another try

This time
There won't be a red carpet, I know
For they don't welcome you 
With open arms
When it's you who decided to go

But maybe, there is something still there
Of our kingdom, of our estate
not only broken flowers
that wait 
in despair

Only, If you have decided
In my absence
That there is many ways
For you
To rule and raise

If you have decided
You don't need a queen
So stubborn and full of passion
Who chases her dream
And forever points her fingers 
To the signs
Of regression

Then, I will accept the calling of my heart
and pay the price
Then, I will gratefully depart
And rise

Like a queen giving up her throne
Gracefully leaving 
What was once her home